Vor uns eine schwarze Resopalplatte und eine rote Wüstenrose - verwelkt - kein Wunder, weil es hier nur dreimal im Jahr regnet, maximal. Die Platte gehört dem Tazi, dem meistempfohlenen Hotel Marrakeschs und haben wir vorhin noch die Empfehlung des Taxifahrers ausgeschlagen (zu nahe ist Taxi und Tazi verwandt und außerdem naiv sind wir nicht, neinnein!), hat es uns jetzt doch mit seinen Fängen eingefangen und mit Bieren und ultrabrutalen mittelalterlichen Splatterfilmen gelockt.. Dem Hauptdarsteller treten die Augen hervor, was damit zusammenhängen kann, daß er eine Schnur um den Hals hat, an der ein Pferd zieht. Unbeeindruckt trinken die 2 Engländer am Nachbartisch in ihren postcolonialen Hemden. Auch wir trinken aus den auf den Tisch geknallten Bierdosen.
Raphael und ich träumen von den Weiten der Wüste und dem Menschenmeer der Djemma-El-Fna und doch sitzen wir hier wie in einem Callshop mit umgekehrten Vorzeichen. Der Plafond im benachbarten Restaurant ist sensationell, mit bunten quer durcheinandergewürfelten Holzbalken und minimalistischen Lichtkörpern. Piet Mondrian, die Utopien der 70`er. Noch nie war die Zukunft so vergangen wie jetzt. Ein warmer Wüstenwind zieht an den Fensterläden und bläst Sand in das Lokal.
KOL

Grand Hotel Tazi Marrakech
Avenue El Mouahidines / Bab Agnaou Marrakech
Marroko