Mittwoch, 15. April 2003, Mailand
"Wenn ich eine Bank hätte, auf die ich etwas schieben könnte, dann wäre meine eine sehr lange, denn noch klebe ich mit all meinen Vorhaben, Zielen und Ambitionen dort fest, was man "allen Anfang" nennen könnte. Und der ist bekanntlich schwer, sehr schwer! Eine wagrecht verlaufende Karriere am ewigen Beginn"
"Lieber ein Anfang mit Freude, als Freude ohne Anfang!" raunt mir mein durchaus eloquenter Kaffeehaussozius Lutz-Uwe zu.
"Ja! Nadia Auermann steckt voller Wahrheit!" fasle ich aus dem geistigen Off, versuche den alten Trick mit dem Bier im Mund zur Abendstund und würde gerne alles schon gestern besorgt haben.
"Aber nur wenn man davon ausgeht, dass Lügen kurze Beine haben".
"Ja, ja! Nadia Auermann. 1 Meter 10, sagt man!"
"1 Meter 10 wären dann sozusagen die Traummasse der Wahrheit".
"Die Wahrheit liegt im Moment leider bei circa 65 Zentimetern"
"Tolle Busen!"
"Lügen haben kleine Busen, eine große Nase und den Hang mir irrsinnig auf die Nerven zu gehen. Besonders dann, wenn sie de Facto im selben Raum mit mir sind".
(Das Stichwort für alle Interessierten heißt: Polpetta oder so ähnlich, Mailland! Wucher!!)
Der Schankbursche hört Genesis aus den Siebzigern. Mit Peter Gabriel als Sänger, Phil Collins gewohnt aufdringlich, damals noch mit langen Haaren als Schlagzeuger. Eigenartige Texte, verschrobene Musik!
"Art-Rock!"
"Art-Rock?"
"Art-Rock!"
"Keine Ahnung, nie gehört. In dem Fall also der ziemlich unstete Tropfen".
"Auf einen heißen, oder noch nicht gehöhlten?"
"Schon längst gehöhlt!"
"Ich habe länger schon eine ganze Wüste im Getriebe. Ich verstehe nicht mal mehr spanisch".
"Darüber hinaus fehlen dir ein paar Tassen!"
"Was die Musik betrifft, so spielt sie bei mir".
"Art-Rock? Ein Wurm wird sich deswegen nicht in mein Ohr verirren"
"Aber vielleicht eine Feige"
Lutz-Uwe lacht. Ich blöderweise auch.
"An mein Ohr, nicht in mein Ohr!"
"Egal! Es geht um die möglichst einfache Unterhaltung möglichst schwieriger Gesprächspartner".
"Oder umgekehert"
"Oder anders herum"
"Was auf das Selbe hinausläuft"
"Wie auch immer"
"Relativ egal"
"Ziemlich Wurscht!"
"Scheiß drauf!"
"Den Hut darauf!"
"Den Schwamm darüber"
"Oder"
"Oder wir sind beide nicht vom Himmel gefallen"
"Noch nicht"
"Nie"
"Manchmal solltest du auch manchmal sagen"
"Oder immer immer"
"Und den Tag niemals vor dem Morgen verfluchen"
"Danach schon!" Philipp Traun

Polpetta
Via Eustachi, 8
Mailand