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21
Februar
The Tiroler Hut Restaurant
21. Februar 2003, London
"Hey man, getting laid now, check out for more in my mail!" Auf solche Einflüsterungen sollte man ja eigentlich nicht hören, hab ich gelernt. Klingt nach Spam! Aber wenns von einem guten Freund kommt... Hiermit will ich also auch nicht egoistisch sein und die Londoner Plexy-Gemeinde an meinem Erlebnis teilhaben lassen! Also auf mit mir und leicht verzweifelter ebenfalls österreichischer Begleitung ins schöne Notting Hill . Je länger der Weg, desto größer die Vorfreude. Es ist immer die gleiche Geschichte... Und dann gehts rein. Wir kommen uns so rot-weiß-rot vor, vielleicht wegen der Tischdecken. Und die Kuhglocken hinter der Bar, die man läuten kann, wenn man länger als 5 Minuten auf die Bestellung wartet. Wie zaus. Keine Tschimbummusik, nein der Herr Joseph macht die Musi, auf der Ziehharmonika gibt er Frankieboy preis. Und reservieren muß man, zwei Wochen vorher, zumindest fürs Wochenende. Klar, daß die drüben sich drum reißen. Mit Fraunzieee, dem Grazer Original, der schwarzeneggernd serviert und manchmal ganz schön herumkommandiert wird, trinke ich steirische Brüderschaft. Doch nix mit borniert: Schotten sind da und Schwaben, und Schweden und zwei Russen in den besten Jahren. Im Anzug, jaja, schön angezogen. Und Lederjacke drüber, die sie jetzt vor lauter Erhitzung ablegen. Sie reden mit leuchtenden Augen auf zwei Münchner Mädels ein, die vorgeben, aus Santiago de Compostella zu kommen, aber auf keinen Fall so alt sind. "My modderr is porrtuguese", sagt der eine mit schön zurückfrisiertem Haupthaar, "and veneferr I hear porrtuguese, it makes me chott!". Er gibt sich Mühe, den eben beschriebenen Zustand mit Grimassen darzustellen. Die Mädels lachen. Dago, meine Begleitung langweilt sich schon, fürchte ich. Ich merk das daran, daß sie sich schon wieder ein neues Erdinger Weißbier runterstellt. Ich genier mich ziemlich. Was sollen die Leute hier für einen Eindruck von Österreich bekommen? Egal, jetzt gilt es mit Joseph ins Gespräch zu kommen. Ein kleines Gespräch mit einer echten Vaterfigur, jemandem also, der es auch im Ausland geschafft hat, sollte Abhilfe schaffen. Joseph hat dieses Tschecherl in den 60'er Jahren gegründet und ganz schön was geworden ist draus. Das heißt, nicht ohne kleinen Anteil von ihm selbst und seinen Entertainerfähigkeiten, fügt er hinzu. Ich denk mir, wer erfolgreich ist, muß auch nicht falsch bescheiden sein. Aus Ungarn kommt er ja ursprünglich. Aber mit österreichischen Vorfahren. Vielleicht Ahnenpaß... Und mittenrein in diese ausgelassene Atmosphäre aus Almidyll und k.u.k. Monarchie platzt meine Begleitung mit der - meiner Meinung nach - unpassenden Frage, warum das Lokal denn Tirolerhut heiße, wo hier doch kein Tiroler zu finden sei. "Des interessiert mic nict", antwortet der Gastgeber. Uiiii peinlich ist das! "Sie können den Beer ausdrinken und Local verlassen!" Na gut, dann halt. Und keinen schwedischen Localbesitzer in Soho richtig kennengelernt und keine später dazugekommene australische Schifahrerin angebraten: Danke Dago!! Beim Rausgehen sagt sie "Danke Walter für den Localtipp!" Da sag ich Gern geschehen! und wir singen noch ein bißchen Griechischer Wein in der Tube. Ich liebe diese Stadt, und ihre Toleranz!!! Walter The Tiroler Hut 27 Westbourne Grove London W2
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