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08
April
Vor ein paar Wochen in Wien
Mit dem Kind, das nicht meines ist, am Arm steh ich in dem Geschäft und schaue entzückt in den kleinen Raum, der voll ist mit Orangen und ich meine voll mit duftenden Orangen. Ich kann gar nicht reingehen in den Raum, also steh ich davor, entzückt.
Der Nino hat die vielen Orangen aus Sizilien geholt und davor hat die Franziska den Nino aus Sizilien geholt und jetzt haben sie den Laden und Emilia, die ich am Arm halte und die mich mit großen braunen Augen ansieht. Und hier wird sie aufwachsen, in diesem kleinen Stück Sizilien, zwischen dem köstlichsten Olivenöl und den besten Orangen der Welt ! sag ich euphorisch in Superlativen und stelle mir ein kleines Mädchen mit langen braunen Haaren vor, das mit italienischem Akzent die Kundschaft bezaubert.
Der Nino verschwindet irgendwie hinter dem Orangenberg und kommt mit einer Handvoll Süßigkeiten wieder, von denen ich ständig vergesse, wie sie heißen (Torroncino?). Sie sind in buntes Papier gewickelt, sind weich und mit Nüssen drin. Ich hab dauernd den Mund voll, das Kind auf meinem Arm hat leider noch keine Zähne. Der Nino überlegt sich, welche Ware er in welches Regal räumen wird. Er hat die Regale selbst gebaut und auch die zwei Schiebetüren und überhaupt haben sie alles allein gemacht und ich bin ehrlich beeindruckt.
Dann geb das Kind seiner Mutter zurück, weil die Franziska mit ihrer Zigarette fertig ist und ich jetzt dran bin mit rauchen. Wir überlegen, wo man eigentlich Wurstpapier kauft, wenn man eins braucht.
Ein paar Tage später haben sie dann tatsächlich eröffnet. "Was heißt eröffnet, wir haben einfach ... aufgemacht und angefangen." Sagt die Franziska und grinst. Mit dem Medizinstudium ist sie längst fertig und jetzt erklärt sie mir, was man alles mit den Mandeln in Orangenblütenhonig machen kann. (Im Zweifelsfall einfach mit dem Löffel aus dem Glas essen.)
In dem Raum, der so voll war mit Orangen kann man mittlerweile schon sitzen und Kaffeetrinken und plötzlich ist der Laden voll mit Menschen. Ich komm dann ein bisschen später wieder, wenn die Franziska und der Nino dichtmachen, dann setzen wir uns zwischen Orangen, Käse und Olivenöl und wundern uns ein bisschen, wie das Leben geworden ist. Thesi

Crupi
Margaretenstraße 3
1040 Wien

 
 
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