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14
März
Schwul oder was
Donnerstag 14. März 2002, München
Ich bin schon öfters dort gewesen. Damals, wie ich auch in München war. Als meine neuen Arbeitskolleginnen jetzt also beschliessen, sich das Nage&Sauge mal anzuschauen, an meinem ersten Donnerstag, bin ich die einzige, die den Weg längst kennt und die letzte Ecke davor, da hatte ich das rote Fahrrad zurücklassen müssen, das dem Heinz gehört. Ich erinnere mich als einzige an den Sommer, als ich mit Bea und den anderen draussen saß und wir Weinschorle tranken (das Wort ist das allerletzte, ich bewundere jeden, der das ohne Magenkrämpfe über die Lippen kriegt) bevor wir aufgebrochen sind zum Feierwerk Festival.
Als wir uns an meinem ersten Donnerstag hinsetzen, drinnen, wos schummrig ist und so schön nach fm4 klingt - und es gibt in München nicht viel, was nach fm4 klingt - kann ich meinen neuen Arbeitskolleginnen erklären, dass die Nage-Karte die fürs Essen ist und die Sauge-Karte die fürs Trinken. Ich erinnere mich an den Abend, als die Valerie mir das Lokal gezeigt hat, und wir mit viel, viel Gin Tonic philposophiert haben über Felsklötze, die man sich ununterbrochen selbst in den Weg legt, den ohnehin schon steinigen. Als die Kellnerin die Bestellung aufnimmt, bin ich die einzige, die weiß, daß sie den selben abrasierten Schädel schon seit über einem Jahr trägt, und daß man besonders nett sein muss zu der, weil einem ihre Unfreundlichkeit sonst unerträglich werden könnte. Ich freue mich, als der Oberkellner die Kerzen am Tisch anzünden kommt und frage mich wieder, ob der denn jetzt schwul ist oder was. Dabei muss ich innerlich grinsen. Weil ich mich beim besten Willen nicht erinnern kann, zu welchem Schluss wir damals gekommen waren, bei unseren Diskussionen irgendwann im Sommer letztes Jahr. Als ich aufs Klo gehe, stelle ich fest, dass sie den kleinen Bildschirm, an dem man sich am Klo sitzend beobachten konnte, ausgetauscht haben gegen ein kleines Aquarium mit einem Plastiktier drin. Ich gehe zurück zum Tisch, aber ich sage nichts.Thesi
NAGE+SAUGE
Mariannenstrasse 2
80538 München
Tel.Office 21578751
Fax 21938095
nage.sauge@t-online.de

 
 
08
März
Trauriger Clown
Freitag, 08.03.2002, Wien Ragna und ich betreten das Lokal. Es ist ziehmlich voll, jeder ist beschäftigt, entweder in Gespräche versunken oder die meisten tun einfach so, als ob es ihre ganze Aufmerksamkeit und Konzentration fordert, ihre Biergläser zu halten und einen Zug von ihren Zigaretten zu ziehen. Ich bin durstig, durstig nach Lebenslust, Abwechslung und einem alkoholischen Getränk. Ich studiere die Karte. Die Preise hier sind freundlich, 2 Euro für einen Spritzer, sicher einer der Gründe, warum das Schikaneder zu den gut besuchten Lokalen Wiens zählt. Ich bestelle und stelle fest, dass Ragna heute besonders gut aussieht. Sie meint, das ist wegen ihrem Lippenstift. Sie bezeichnet das als ihre Kriegsbemalung. Ich möchte auch in den Krieg ziehen und verschwinde auf die Toilette. Verdammt ich bin zu betrunken. Im Spiegel lächelt mir nicht eine süße griechische Tempeltänzerin entgegen, sondern ein trauriges Clownsgesicht. Aber das stört ja keinen großen Geist. Ich geselle mich zu Ragna. Flo und Eva sind auch da, ich freue mich sehr zwei bekannte Gesichter wiederzusehen. Wir unterhalten uns gut, ich trinke und rauche, ein wohlig warmes Gefühl macht sich breit. Ich lasse mich von den an die Wand projezierten Bildern berieseln. Life goes on bra. Maria

schikaneder
margaretenstraße 24
a - 1040 wien
tel. kino: + 43 - 1 - 58 52 867

 
 
18
Februar
Out of Africa
Dienstag 18. Februar 2002, Kairo. Seit drei Tagen fühle ich mich wie in einem jener Filme indem Frauen weiße Gewänder und Hüte tragen, während ihre Männer im Countryclub sitzen und zu einer guten Zigarre einen Whisky trinken. Ich denke da vielleicht an "Out of Africa" oder so etwas ähnliches. Es ist alles nicht real in dieser Stadt. Gestern Abend waren wir im Absolut. Das ist eine dieser Bars, wo ein Gin Tonic drei Mal so viel kostet als in der Wiener Loos Bar, aber irgendwie genieße ich ihn umso mehr. Eigentlich ist die Vorstellung schrecklich davon in einer Bar zu sein, in der die sonst verschleierten Frauen im Minirock tanzen und man für einige Stunden vergißt, dass man gerade in einer der ärmsten Städte der Welt ist, aber aus irgendeinem Grund finde ich es doch faszinierend. Vielleicht weil man gerade nicht so empfinden darf, aber für mich ist Cairo ein Film und es gibt ja genügend unmoralische und dekandente Filme, die man verurteilen mag oder nicht. Violeta

Absolut
8 Amman Square
Dokki
Kairo
Telefon 20 233 9700

 
 
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