10.2.2001, Atlanta
Frühstück. Den ganzen Tag Frühstück. Ich kann nicht glauben, daß sie dir das noch nicht gezeigt haben sagt E. und meint das Flying Biscuit Café und die anderen. Es ist Sonntag und er steht in der Küche um mich abzuholen, für ein letztes Frühstück. Zu Fuß laufen wir die zwei Blocks hinunter und obwohl es regnet, ist auf dem kleinen Stück Straße viel los. Schlechtes Zeichen murmelt E., keine Chance auf einen freien Tisch. Am Eingang hinterlassen wir unsere Namen, unwillig, unsere unbarmherzigen Frühstücksgelüste vierzig ewige Minuten zu unterdrücken. ES RIECHT SO GUT! Wir lassen uns zu einem Akt der Verzweiflung hinreißen und starren im Regen stehend durch die Schaufensterscheiben auf das Innenleben des Cafés. Vielleicht ist jemand blöd genug, sich von unserem Geglotze nervös machen zu lassen und steht freiwillig auf, mutmaße ich aber es klappt überhaupt nicht. E. faltet seine Zeitung auseinander und setzt sich auf den Gehsteig. Ich klappere die kleinen Geschäfte nebenan ab. Zwischendurch immer wieder schreien Flying Biscuit Kellner Namen durch die Straße, trommeln die Leute zusammen. Die kommen dann auch aus allen möglichen Ecken gekrochen, lassen fallen, was sie gerade im vintage store in der Hand hatten und gehen frühstücken, endlich. Nur B. und S. sind nicht aufzutreiben, haben wohl frühzeitig das Handtuch geworfen. Wir wittern unsere Chance und obwohl wir weder S. und B. heißen, noch unsere 40 Minuten abgewartet haben, kriegen wir in Gottes Namen den Tisch. Bratkartoffel, Speck und Ei, French Toast, Pancakes mit heißen Erdbeeren und Cappucino. Und die Biscuits, legendär. Wir schlagen uns die Bäuche voll, die Portionen werden kaum kleiner und die Kaffeetassen werden immer wieder voll. God bless America. Irgendwann kapitulieren wir, außerdem ist auch der Sonntag bald aus. Und damit isses mit Frühstück sowieso vorbei. Thesi
The Flying Biscuit Café, 1655 McLendon Ave, Atlanta, GA 30307