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18
August
Der Punter
Montag 17. August 2003, Cambridge

Der Punter

Sein Blick vom Hinunterspuelen der Biere so mued geworden ,
dass er nichts mehr haelt
Ihm ist, als ob es tausend Biere gaebe
Und ueber lauter Bierschaum schwimmt die Welt

Der weiche Gang unsagbar kleiner Schritte
Der sich am Boot im Kreise dreht
Ist wie ein Tanz im Oel um eine Mitte
In der betaeubt der Holger steht

Nur manchmal schiebt der Zaun
Der Zaehne sich langsam auf
Dann geht ein Schluck hinein
Geht durch des Magens schaumgebremste Fuelle
Und hoert am Bootsrand auf zu sein

http://www.puntingincambridge.com/

Nun bin ich bald 2 Monate hier in Cambridge und dieser Tage wird die Insel von der heissesten Woche ihrer bewegten Geschichte heimgesucht. Heute habe ich einen weiteren Assimilationsversuch gestartet: punten auf der Cam unter beruehmten Bruecken entlang noch beruehmterer Colleges. Eine Universitaet, beinahe 80 Nobelpreise, sogar Newton soll eine der Bruecken errichtet haben und das ohne Naegel, die „Mathematical Bridge“. Zu Wartungszwecken wurde sie mal auseinandergenommen, doch konnte sie niemand mehr zusammensetzen. Also ist sie heute gespikt mit Schrauben. Mein klaegliches Scheitern beim Staken mit einer uebermannslangen, ueberschweren Holzstange durch diesen tueckisch maeandernden Fluss bleibt nicht verborgen! Ich bin in Gesellschaft philosophischer Elite (Danke fuer die Vermittlung, Gottlieb!!) Ein weisshaariger King’s College Absolvent an meiner Seite bemerkt sarkastisch, dass Punten groesstenteils den primitivsten Gesetzen der Geometrie folgt, und dass mir mein Chemiestudium da wohl nicht zu Hilfe kommt. Wenn er wuesste, wieviel Chemie des Alkohols sich gerade in meinem Gehirn abspielt... Wo habe ich bloss gelernt mein Lallen so zu unterdruecken?

Mein Tagessieg besteht darin, nicht ins Wasser gefallen zu sein. Nach dem Punten gehen die Herausforderungen weiter, hier wird argumentiert, diskutiert, philosophiert. Mehr Bier wird herangeschafft, mein Vorsprung in dieser Hinsicht ist heute uneinholbar, was die Herausforderung ueber Wittgenstein zu plaudern noch groesser macht. An meiner Seite sitzt der Mann, der hier in Cambridge ueber Wittgensteins geschriebenes Erbe waltet. http://www.wittgen-cam.ac.uk/

Er ist Deutscher und kaempft erfolglos um Unterstuetzung aus der Heimat dieses groessten Philosophen des letzten Jahrhunderts (Popper war ja nur ein mueder Abklatsch, wie man sich hier in Cambridge einig ist). Mir wird wieder klar, dass es kein Land der Erde gibt, das achtloser mit den kulturellen Perlen umgeht, die es hervorbringt, als Oesterreich.

Ehrlich gesagt ist mir das aber jetzt gerade ziemlich egal. Bei diesen Getraenkepreisen muss man schauen, dass man selber nicht untergeht. Und dann diese bloede Umrechnerei von Pfund auf Euro und dann noch auf Schilling. Wenn dieser Abend bloss gut geht ..Jo

 
 
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